Foto: D. Möller / DRK e.V.
Antworten über den Ablauf eines Rettungsdiensteinsatzes finde ich beim Roten Kreuz. Hier erfahre ich viel über den Einsatz von Rettungswagen (RTW), Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF), die Erstversorgung am Notfallort, das Zusammenspiel von Rettungsassistenten und dem Notarzt, die Hilfsfrist, die besagt, dass der Rettungsdienst innerhalb von zehn, maximal fünfzehn Minuten nach Eingang des Notrufes beim Patienten sein muss.
Nach vielen Gesprächen denke ich, das hört sich alles sehr professionell und gut organisiert an. Aber meine eigentliche Frage: wie ist das tatsächlich vor Ort, was empfindet der Patient? - Das alles bleibt irgendwie unscharf, nicht fassbar.

In dieser Situation kommt vom Roten Kreuz ein besonderer Vorschlag: ob ich nicht selber einmal in die Rolle einer Notfallpatientin schlüpfen wolle. Diese Idee gefällt mir – gleichzeitig spüre ich ein leichtes Flattern im Bauch – und ich stimme zu. Wir beschließen, einen für den Rettungsdienst typischen Notfall zu simulieren: den Verdacht auf einen Herzinfarkt. Alle haben grünes Licht für unser Projekt gegeben: die Rettungswache – dort ist der Rettungswagen stationiert, die Notärztin und das zuständige Krankenhaus.

An einem wunderschönen Wintertag - blauer Himmel, klare Luft - sitze ich am Schreibtisch, arbeite. Ich versuche mir vorzustellen, wie der Tag bisher gelaufen sein könnte. Vielleicht fühlte ich mich bereits am Morgen schon etwas matt, habe ein Ziehen irgendwo da zwischen den Rippen, vielleicht auch im Arm gespürt, schiebe die Beschwerden beiseite, muss meine Termine erledigen, beachte die feinen Signale nicht.

Später dann, am Schreibtisch, steigert sich der Schmerz, wird massiv, ich bin überhaupt nicht auf etwas Derartiges vorbereitet, gerate in Panik, kann nicht richtig atmen, komme mir unendlich ausgeliefert und hilflos vor und fühle nur diesen wahnsinnigen Schmerz hinterm Brustbein. Herzinfarktpatienten haben in dieser Situation Todesangst.

Meine Tochter bemerkt, dass ich in akuter Gefahr bin. Sie ist diejenige, die Hilfe holen muss. Sie ruft den Rettungsdienst an: 112 und bleibt zur Beruhigung in meiner Nähe. Ich bekomme mit, wie sie die notwendigen Angaben durchgibt: Adresse, Name; die Daten über mich, die Patientin, werden durch das präzise Nachfragen der Leitstelle klarer. Meine Tochter gibt Auskunft darüber, seit wann ich in diesem Zustand bin, ob ich ansprechbar bin, wo und was die Beschwerden genau sind. „Ja, ich bleibe bei meiner Mutter und beruhige sie; das Telefon ist in meiner Reichweite.“ Mit diesen Worten beendet sie den Notruf.














